Konzeptionelle Maßnahmen

Erstellung und Anwendung eines Sedimentmanagementkonzeptes der WSV,

Ziele der Maßnahme
Berücksichtigung von Natura 2000-Entwicklungszielen, insbesondere der Verbesserung der hydrologischen und morphologischen Parameter sowie der dauerhaften Sicherung und Entwicklung von Flachwasserzonen und Nebenarmen im Rahmen einer bedarfsgerechten Sicherung von Hafen- und Schiffsfahrtsfunktionen

Beschreibung der Maßnahme
Ziel eines Sedimentmanagementkonzeptes ist die dauerhafte Gewährleistung der Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs mit möglichst geringer Beeinträchtigung anderer Belange. Im Rahmen der laufenden ökologischen Überwachung und Anpassung der Unterhaltung sollen die Natura 2000-Belange zukünftig verstärkt Berücksichtigung finden. Insbesondere sind Beeinträchtigungen von Lebensraumtypen, Arten und Funktionen des Ästuars durch Baggern und Umlagern weiter zu minimieren. Das Sedimentmanagement soll z.B. durch die örtliche Beeinflussung der Strömungsverhältnisse dazu beitragen, Flachwasserzonen zu sichern und die Verlandung in den ehemaligen Nebenarmen zu vermeiden. Es beinhaltet sowohl qualitative aus auch quantitative Aspekte und ergänzt das integrierte Strombaukonzept (vgl. Maßnahme I-5) hinsichtlich der Unterhaltung der Fahrrinne.

Folgende Punkte sind aus Sicht von Natura 2000 wesentlich für ein Sedimentmanagementkonzept:

  • Annäherung an ausgeglichene Sedimentbilanzen
  • Belassung des Baggerguts im System („Umlagerung“): Prüfung der Verteilung von Baggergut im Ästuar ebenso unter ökologischen wie unter morphologischen und hydrologischen Aspekten, weicher Strombau; z.B. Sicherung von Flachwasserbereichen und Vermeidung der Verlandung von Nebenarmen durch Strömungslenkung
  • weitere Optimierung der Wahl der Umlagerungsorte durch Identifizierung und Schonung sensibler Bereiche: Identifizierung der Standorte biogener Hartsubstratstrukturen, die teilweise an der Fahrrinnenkante oder in unmittelbarer Nachbarschaft ausgewiesener Umlagerungsorte liegen; ggf. kleinräumige Verlagerung von Umlagerungsorten oder Aussparung bestimmter Abschnitte der Fahrrinne von Unterhaltungsmaßnahmen, z.B. zur Schonung vorhandener oder Entwicklung neuer sublitoraler Miesmuschelbestände (vgl. E 35a des Fachbeitrags 1 „Natura 2000“)
  • ökologisch orientiertes Management des Sedimentes: differenzierter Umgang mit dem gebaggerten Sediment je nach Art und Menge des Materials, je nach Umlagerungsfrequenz, Größe der Umlagerungsstelle, hydrographische und morphologische Bedingungen an der Umlagerungsstelle, natürlicher Schwebstoffkonzentration an der Umlagerungsstelle, Art der anstehenden Sedimente, vorhandener Besiedlung und Regenerationskapazität (vgl. BIOCONSULT 2006b)
  • Verbesserung der Sedimentqualität durch Maßnahmen zur Reduzierung des Schadstoffeintrages von Oberstrom und aus lokalen Quellen
  • gezielte Steuerung des Sedimenttransports durch geeignete Maßnahmen wie z.B. Schaffung von Sedimentfallen oder lokale Vergrößerung der Strömungsgeschwindigkeit zur Verhinderung von Sedimentation
  • stärkere Förderung oder Nachahmung „natürlicher Dynamik“ z.B. durch Ufervorspülungen, die die Entstehung von Primärhabitaten simulieren.

Einige der genannten Aspekte werden bereits durch die Anwendung der HABAK bzw. der „Gemeinsamen Übergangsbestimmungen“ berücksichtigt.

Der Aspekt des Sedimentmanagements wurde bereits im Rahmen der Maßnahmenplanung zur WRRL – auch mit der WSV – abgestimmt (vgl. BIOCONSULT 2008a, NLWKN 2009a). Weitere Informationen zur Maßnahme können den entsprechenden Unterlagen zur WRRL sowie dem Fachbeitrag 1 „Natura 2000“ als Arbeitsgrundlage entnommen werden.

Begründung der Maßnahme
Neben natürlichen Veränderungen hat vor allem die Einengung des Stroms durch Küstenschutzanlagen sowie der fortschreitende Ausbau der Weser für zunehmende Schiffsgrößen zu sehr starken hydrologischen und morphologischen Veränderungen geführt (vgl. SUBVE 2009: 23, NLWKN 2009a). Dies führte u.a. zu einem Verlust von Flachwasserzonen sowie zu Verlandungstendenzen in den Nebenrinnen. In weiten Teilen fehlen strömungsberuhigte Seitenbereiche, insbesondere dort, wo das Vorland sehr schmal ist sowie im Bereich von Siedlungen und Hafenanlagen.

Die Erstellung und Umsetzung eines Sedimentmanagementkonzeptes ist aus Sicht von Natura 2000 dringend erforderlich, um die bei der Unterhaltung der Fahrrinne die Möglichkeiten einer ökologischen Optimierung auszuschöpfen und so langfristig sowie im Zusammenspiel mit anderen Maßnahmen eine Trendumkehr bei den morphologischen und hydrologischen Parametern in Richtung einer günstig ausgeprägten Tide- und Überflutungsdynamik einzuleiten.

Hinweise zur Umsetzung
Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) ist bereit, ein Sedimentmanagementkonzept für die Unterhaltung der Fahrrinne einschließlich der hafenbezogenen Wendestelle bei Bremerhaven, das auch die Ziele von Natura 2000 berücksichtigt, zu erstellen und anzuwenden. Dabei wird in dem Konzept ausschließlich die ökologische Optimierung der Unterhaltungsbaggerung und Baggergutunterbringung behandelt. Weitergehende Maßnahmen wie die Reaktivierung von Nebenarmen sowie die Anlage von Flachwasserzonen bleiben dem Integrierten Strombaukonzept (vgl. Maßnahme I-5) vorbehalten.

Das Sedimentmanagementkonzept soll neben einem ausführlichen Erläuterungsbericht praxisnahe Hinweise für die Natura 2000-verträgliche Unterhaltung enthalten und ähnlich wie der Unterhaltungsplan Unterweser (WSA & BFG 2008) als Handreichung an diejenigen gerichtet sein, die die Unterhaltungsarbeiten durchführen. In die Handreichung sollen die Erkenntnisse aus dem Leitfaden zur Berücksichtigung der saisonalen Lebensraumfunktionen von Fischen, Neunaugen und Schweinswal (vgl. Maßnahme I-2) eingebunden werden. Das Sedimentmanagementkonzept wird damit eine wesentliche Grundlage der Unterhaltungsbaggerungen und ihrer Planungen sein. Dabei ist der bedarfsgerechten Unterhaltung der Fahrrinne Vorrang einzuräumen.

Die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) soll hierfür mit den Landesnaturschutzbehörden Vorschläge für zukünftig erforderliche Untersuchungen abstimmen. Für die Erarbeitung und den Umsetzungsprozess soll auf bestehende Arbeitsgremien wie die jährliche Unterrichtung (Bund/Land) der Wasser- und Naturschutzbehörden oder die Arbeitsgruppen Naturschutz und Wasserwirtschaft zum Weserausbau zurückgegriffen werden.

Wichtige Beteiligte

  • WSV
  • bremenports
  • Naturschutzbehörden
  • Wasserwirtschaftsbehörden
  • Kommunen
F1 Containerterminal · Foto: ©terra-air-services

F1 Containerterminal

F2 Nordenham · Foto: ©terra-air-services

F2 Nordenham

F3 Weser bei Elsfleth · Foto: ©terra-air-services

F3 Weser bei Elsfleth

F4 Harriersand · Foto: ©terra-air-services

F4 Harriersand

F5 Weserdeich bei Sande · Foto: ©IBP Textband

F5 Weserdeich bei Sande