Konkrete Maßnahmen

Maßnahmen gegen die weitere Einwanderung und Ausbreitung invasiver Arten

Ziele der Maßnahme
Vermeidung von Verdrängungseffekten durch invasive Arten

Beschreibung der Maßnahme
Als invasive Arten im engeren Sinn werden gebietsfremde Arten bezeichnet, die sich schnell ausbreiten, gebietsweise dominant werden und dadurch andere Arten verdrängen. Um eine Gefährdung heimischer Arten durch invasive Arten zu vermeiden, ist eine Kombination von Maßnahmen anzuwenden.

Dazu gehören:

  • die Ballastwasserbehandlung nach dem neuesten Stand der Technik im Rahmen der Umsetzung des Abkommens über Ballastwassermanagementsysteme – BWMS
  • die Eindämmung von Neophyten insbesondere in den FFH-Lebensraumtypen 6430 und 91E0*.

Mit dem Ballastwasser weltweit verkehrender Schiffe gelangen aquatische Wirbellose und Fische auch in den Planungsraum. Betroffen sind hauptsächlich Seehäfen wie Bremerhaven, da hier brackig-marine Wasserverhältnisse vorherrschen und Ballastwasser zumeist aus brackigen oder marinen Überseebereichen eingesetzt wird (NEHRING & LEUCHS 2000). Bisher wurden keine messbaren ökologisch oder ökonomisch negativen Effekte beobachtet. Ungünstige Auswirkungen sind jedoch nicht auszuschließen, da die invasiven, oft opportunistischen Arten in Konkurrenz zu den spezialisierten heimischen Arten treten können. Hinzu kommen eine mögliche Nahrungs- und Lebensraumkonkurrenz sowie die potenzielle Übertragung von Krankheiten und Parasiten. Allerdings ist die mögliche Konkurrenz invasiver Arten mit der heimischen Fauna noch nicht vertiefend untersucht.

Die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse können insgesamt eine Beeinträchtigung der heimischen Zönosen nicht ausschließen. Daher ist es notwendig, der Einwanderung invasiver Arten durch die Behandlung von Ballastwasser nach dem neuesten Stand der Technik an Bord der Schiffe entgegenzuwirken sowie durch Forschungsprojekte weitere Erkenntnisse über die ökologische Wirkung von eingewanderten Arten zu gewinnen. Die Umsetzung des Abkommens über Ballastwassermanagementsysteme (BWMS), das primär bordeigene Behandlungsanlagen vorsieht, hat hier große Bedeutung. Dabei sollte jedoch die Behandlung von Ballastwasser mit Bioziden sehr kritisch geprüft werden. Alternative Methoden (z.B. Filtrierung mit UV-Licht) sollen weiter entwickelt und angewendet werden. Bislang sind durch die IMO (Internationale Maritime Organization) zwei Systeme zur Desinfektion anerkannt und durch den IMO Umweltausschuss (MEPC – Marine Environment Protection Committee) zugelassen worden (UMWELTBUNDESAMT 2009).

Im terrestrischen Bereich kommt der Eindämmung von eingewanderten Pflanzenarten eine besondere Bedeutung zu. So verursachen etwa 30 eingewanderte Arten durch Verdrängung heimischer Arten naturschutzfachliche Probleme (KOWARIK 2003) und werden daher als invasiv angesehen. Dabei sind insbesondere die Arten (-gruppen) Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum), Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica, F. sachalinense, F. x bohemica), Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera) und Goldrute (Solidago canadensis, S. gigantea) quantitativ von Bedeutung. Im Planungsraum trugen invasive Pflanzenarten im Bereich der Auwald-Lebensraumtypen (LRT 91E0*, LRT 91F0) und der Feuchten Hochstaudenfluren (LRT 6430) teilweise zu einer Bewertung als „mittel bis schlecht“ (Bewertung C) bei.

In Waldbeständen sind insbesondere folgende Bedingungen für eine schnelle Verbreitung von Neophyten zu vermeiden bzw. erfordern eine Prüfung von Gegenmaßnahmen:

  • Ausbreitungskorridore entlang von Wirtschafts- und Rückewegen, Teerstraßen o.ä.,
  • Rohbodenbedingungen / Bodenstörungen nach der Holzernte oder Aufarbeitung von Käferholz oder Windwurf,
  • Gartenabfälle im Wald,
  • Waldverinselungs- und starke Randeffekte (Nähe des Waldes zu Landwirtschaft oder Siedlungen und Infrastruktur),
  • gezielte Ausbringung von fremdländischen Wirtschaftsbaumarten, Futterpflanzen an Bienenhäusern usw.

Im Bereich der Staudenfluren profitiert insbesondere das Drüsige Springkraut von der großen Ausbreitungsfähigkeit der Samen, die auch über Gräben und andere Fließgewässer verbreitet werden können.

Auswirkungen invasiver Pflanzenarten (Konkurrenz, Verdrängung) sind schwer zu erfassen. So ist die Notwendigkeit von Managementmaßnahmen mit dem Ziel unerwünschte Konkurrenzeffekte zu vermeiden, nicht immer belegt. Darüber hinaus liegen nur wenige Informationen über die Effektivität von Managementmaßnahmen vor.

Entscheidungen über Maßnahmen müssen daher einzelfallspezifisch unter Berücksichtigung der jeweiligen Art und der Situation vor Ort getroffen werden (z.B. Bedrohung schützenswerter Arten, finanzielle und personelle Kapazitäten, Erhaltungsziele). Für die Evaluierung des langfristigen Erfolges von Maßnahmen sowie für die Vorhersagbarkeit und Frühwarnung vor neuen invasiven Arten ist ein Monitoring entscheidend.

Begründung der Maßnahme
Die Maßnahme ist aus Sicht von Natura 2000 dringend erforderlich, weil invasive Arten wertgebender bzw. lebensraumtypische Arten verdrängen und damit zu einer Verschlechterung des Erhaltungszustandes von Natura 2000-Schutzgütern führen kann.

Hinweise zur Umsetzung
Die Maßnahmen an Land sind vorrangig Aufgabe des Naturschutzes. Allerdings können andere Akteure – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – unterstützend tätig werden. So wird die Bekämpfung invasiver Arten z.B. als Bestandteil der Unterhaltungspläne für Ufersicherungs- und Strombauwerke der Weser, Hunte und Lesum (vgl. Maßnahme I-10) berücksichtigt.

Bezüglich der Behandlung von Ballastwasser gilt es, der Einwanderung invasiver Arten nach dem neuesten Stand der Technik an Bord der Schiffe entgegenzuwirken sowie durch Forschungsprojekte (z.B. zu biozidfreien Ballastwasserbehandlungssystemen) weitere Erkenntnisse über die ökologische Wirkung von eingewanderten Arten zu gewinnen. Möglich ist z.B. das Verbot des Ablassens von unbehandeltem Ballastwasser aus gebietsfremden Regionen oder die Beschränkung der künstlichen Erwärmung durch Aufstellung und Umsetzung eines Wärmelastplans.

Wichtige Beteiligte

  • Naturschutzbehörden
  • weitere Partner, z.B. Hafenbetreiber, WSV
F1 Containerschiff · Foto: ©Lutz Ritzel

F1 Containerschiff

F2 Graugänse · Foto: ©Lutz Ritzel

F2 Graugänse

F3 Weser bei Bremen · Foto: ©terra-air-services

F3 Weser bei Bremen

F4 Blick Schweiburg · Foto: ©IBP Textband

F4 Blick Schweiburg

F5 Weser bei Sande · Foto: ©IBP Textband

F5 Weser bei Sande

F6 Hunte Stadtgebiet · Foto: ©IBP Textband

F6 Hunte Stadtgebiet

F7 Weser und Lesum · Foto: ©terra-air-services

F7 Weser und Lesum