Ziele der Maßnahme
Natura 2000-verträglicher Abbau des Kleibodens im Vorland unter besonderer Berücksichtigung der ökologisch sensiblen Teilbereiche, wenn die Gewinnung des Bodenmaterials für Deicherhöhungen nur außendeichs möglich ist
Beschreibung der Maßnahme
Ziel der Maßnahme ist es, den Kleiabbau für den Deichbau und die Unterhaltungsmaßnahmen unter Integration der Natura 2000-Ziele zu gestalten. Dazu ist eine Beeinträchtigung der Natura 2000-Schutzgüter und ihren Funktionen im Deichvorland durch Kleibodenabbau zum Deichbau und zur Unterhaltung zu vermeiden. Auch wenn oftmals keine oder nur eine geringe Zahl möglicher Abbauflächen zur Verfügung steht, da der Abbau abhängig von der Zustimmung der Eigentümer ist, sollte im Deichvorland eine Kleientnahme nur erfolgen, wenn keine hochwertigen Naturschutzflächen betroffen sind oder wenn eine wesentliche Verbesserung im Sinne der Erhaltungsziele von Natura 2000 erreicht wird. Dieses ist zum Beispiel möglich, wenn zum Abbau
- eine Auswahl intensiv genutzter Vordeichsflächen zum Kleibodenabbau erfolgt,
- eine Nutzungsänderung auf extensiv genutzten Flächen und Sukzessionsflächen vermieden wird,
- eine natürliche bzw. naturnahen Entwicklung der Flächen im Sinne Natura 2000 nach Entnahme des Materials eingeleitet wird.
Die Beachtung dieser Hinweise kann zu Synergien zwischen den Zielen des Naturschutzes und der Kleientnahme führen, da es zu einer Funktionsverbesserung für FFH-Lebensraumtypen und Arten sowie Brut- und Gastvogelarten kommen kann. Bei den Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie ist die Teichfledermaus zu benennen, denn neue Kleipütten können bei entsprechender Herrichtung und Nutzungsverboten eine sehr hohe Bedeutung für die Teichfledermaus erlangen, wie die vorhandenen Beispiele (Flächen des FFH-Gebiets „Teichfledermaus-Gewässer im Raum Bremerhaven/Bremen“ (DE 2517-331; 187) in den Funktionsräumen 3 und 4 bereits zeigen.
Die Auswahl der Flächen zum Kleiabbau könnte in eine großräumige Unterhaltungsrahmenplanung für die Tideweser unter Beteiligung aller Deichverbände im Planungsraum integriert und so vorhabenübergreifend vorbereitet werden.
Begründung der Maßnahme
Die Maßnahme ist aus Sicht Natura 2000 erforderlich, da der Kleibodenabbau durch Flächeninanspruchnahme zu einem Flächenverlust für Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie und zu einem Habitatverlust für Brut- und Gastvögel führen kann.
Hinweise zur Umsetzung
Im Rahmen von Deichbaumaßnahmen und -unterhaltungen sind durch die Deichverbände, die Möglichkeiten zu prüfen, wo das Material für die Baumaßnahmen gewonnen werden kann. In dieser Prüfung sind die oben formulierten Anforderungen zur Auswahl geeigneter Flächen zur Vermeidung einer Beeinträchtigung bzw. zur Förderung der Natura 2000-Schutzgüter zu berücksichtigen.
In der aktuellen Überarbeitung des Landesraumordnungsprogramms (LROP) von Niedersachsen werden Möglichkeiten der Klei- und Sandgewinnung in Einklang mit den Zielen von Natura 2000 thematisiert. Vor dem Hintergrund des Klimawandels und eines eventuellen Meeresspiegelanstiegs wird in Zukunft für den Deichbau in noch größerem Umfang als bisher deichbaufähiges Material benötigt. Aus diesem Grund sieht der Entwurf des neuen LROP als Ziel vor, dass u.a. für den Küstenschutz erforderliche Sand- und Kleigewinnungsflächen zu sichern sind. Darüber hinaus sind in den Regionalen Raumordnungsprogrammen (RROP) Flächen für die Kleigewinnung als Vorranggebiete vorrangig binnendeichs festzulegen. Soweit in den RROP keine ausreichende Flächensicherung für die Kleigewinnung binnendeichs erfolgen kann, sind Nutzungsmöglichkeiten entsprechender geeigneter Vordeichsflächen zu prüfen. In diese Prüfung sind die oben formulierten Anforderungen zur Auswahl geeigneter Flächen zur Vermeidung einer Beeinträchtigung bzw. zur Förderung der Natura 2000-Schutzgüter einzubeziehen.
Wichtige Beteiligte
- Deichverbände
- Genehmigungsbehörden
- Naturschutzbehörden
- Kommunen
