Unterstützende Maßnahmen

Umweltbeobachtung der Natura 2000-Schutzgüter

Die Umsetzung der europäischen Anforderungen an Natura 2000 (FFH-RL, VSchRL) erfordert begleitend zu den Erhaltungsmaßnahmen ein allgemeines Monitoring der Arten und Lebensraumtypen mit dem Ziel, deren Erhaltungszustand innerhalb einer biogeografischen Region zu bewerten. Das bundesweite Stichprobenmonitoring ist nicht auf die Beurteilung des Erhaltungszustandes von Arten und Lebensraumtypen auf der Ebene einzelner Schutzgebiete bzw. im Weserästuar ausgerichtet. Bei der Erarbeitung des IBP Weser wurde ein besonderer Bedarf für die Schaffung einer besseren Datengrundlage zur Beurteilung des Erhaltungszustands und der Habitatnutzung der Finte, der Rundmäuler sowie der Teichfledermaus festgestellt.

Die bestehenden Aktivitäten zur Umweltbeobachtung der Natura 2000-Schutzgüter bzw. relevanter Parameter im Hinblick auf den Zustand und die Wirkungszusammenhänge des Ästuars im Planungsraum sind noch unzureichend bzw. zu wenig aufeinander abgestimmt. Die mögliche Verbesserung der Abstimmung wird unter „Hinweise zur Umsetzung“ beschrieben.

Im Fachbeitrag 1 „Natura 2000“ werden folgende zusätzliche Untersuchungen der Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie vorgeschlagen:

Art MonitoringzielInhalt/Umfangbestehendes Messprogramm/
Monitoring

Finte

 

 

Verteilung der frühen Entwicklungsstadien

2 x alle 2 Jahre Fänge von Eiern und Larven an 4 Messstellen (mittels Ring- (Bongo-) Netzen)

WRRL (geplant)

Laichhabitat

Fortsetzung des bis 2010 durchgeführten Monitorings zum Auftreten von adulten Finten am Laichplatz bei Farge

WSA Bremerhaven (geplant)

Monitoring zur Entwicklung der Laichpopulation der Finte bei Farge:

Nach Planfeststellungsbeschluss zur Unterweseranpassung ab geradem Jahr nach Ausbaubaggerung 10-jähriges Monitoring

WSD Nordwest (Träger des Vorhabens)

Teichfledermaus

Erfassung und Überwachung der Bestände

Überprüfung der Nutzung der Uferbereiche insbesondere von Sieltiefs und Stillgewässern im oligohalinen Bereich

offen

Fluss- und 
Meerneunauge

 

 




Bestandsentwicklung

Kontrolle des Aufstiegs adulter Neunaugen an Fischwanderhilfen in Mittelweser und Unteraller (voraussichtlich 2 x im FFH-Berichtszeitraum) mittels Kontrollreusen zur Einschätzung der aktuellen Bestandsentwicklung

erfolgt durch LAVES

Bestandsentwicklung/
Laichhabitate

dezentrale Erfassung anadromer Neunaugen in potenziellen Laichgewässern stromauf des Weserästuars (voraussichtlich 2 x im FFHBerichtszeitraum)

erfolgt durch LAVES

Funktions- und Erfolgskontrolle

Funktionskontrolle von Fischwanderhilfen sowie Erfolgskontrolle von Renaturierungsmaßnahmen (z. B. Laichareale und Larvalhabitate)

fachlich durch LAVES
begleitet

Gewässerstruktur/
Habitatkartierung

Erweiterung des bestehenden (WRRL-)Monitorings durch gezielte Strukturkartierung

offen

Querbauwerke

Erweiterung des bestehenden (WRRL-) Monitorings durch gezielte Kontrolle vorhandener Querbauwerke auf Passierbarkeit

offen

Bestandsentwicklung

Kontrolle des Aufstiegs adulter Neunaugen an der Fischwanderhilfe am Weserwehr analog zu Untersuchungen in Mittelweser und Unteraller (s. oben) mittels Kontrollreusen zur Einschätzung der aktuellen Bestandsentwicklung

offen

Lachs

Bestand

Erfassung an Nadelöhren oder potenziellen Laichplätzen

LAVES (geplant; Stand 2009)

Für Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie (inkl. lebensraumtypisches Arteninventar) werden folgende Aspekte noch nicht oder nicht in ausreichender Tiefe durch bestehende Messprogramme berücksichtigt. Zum Teil bestehen innerhalb der Lebensraumtypen auch strukturelle Besonderheiten, die ein gesondertes Monitoring erforderlich machen.

Im Fachbeitrag 1 "Natura 2000" werden daher folgende zusätzliche Untersuchungen zur gebietsbezogenen Überwachung der Lebensraumtypen vorgeschlagen:

LRTMonitoringzielInhalt/Umfang

Ästuarien (1130)

  • Flachwasserzonen

aufgrund der starken Dynamik im Weserästuar erhöhte Untersuchungsfrequenz bzw. Umsetzung der Mindestanforderungen (alle 6 Jahre)

  • Seegras

Fachdiskussion zur Klärung der Untersuchungsfrequenz

  • Vaucheria-Bestände

Bestandsermittlung

Erfassung von Vaucheria-Vorkommen als typische Begleiter von Seegraswiesen im Zuge des Seegras-Monitorings

  • Knolliger Fuchsschwanz
Bestandsüberwachung

alle 3 Jahre Bestandserfassung durch Feldkartierung

  • Makrozoobenthos
Überwachung von Neozoen

Überwachung des Bestandes und der Ausbreitung von Neozoen

  • Gastvögel
Bestandsüberwachung

Erfassung von regelmäßig genutzten Hochwasserrastplätzen mit Verbindungen zum Planungsraum

Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe (6430)

Bestandsüberwachung

alle 6 Jahre flächendeckende Bestandserfassung mit Dokumentation von Ausdehnung, Ausprägung, Gefährdung

Magere Flachlandmähwiese (6510)

  • Grünlandflächen
Bestandsüberwachung

alle 6 Jahre flächendeckende Bestandserfassung mit Dokumentation von Ausdehnung, Ausprägung, Gefährdung

  • Grünlandflächen

Dokumentation der Nutzung

alle 6 Jahre flächendeckende Erfassung der durchgeführten Nutzung

  • Schachblume

Bestandsüberwachung

alle 3 Jahre flächendeckende Bestandserfassung mit Dokumentation von Ausdehnung, Ausprägung, Gefährdung

Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (91E0*)

Bestandsüberwachung

alle 6 Jahre flächendeckende Bestandserfassung mit Dokumentation von Ausdehnung, Ausprägung, Gefährdung

Hartholzauenwälder mit Quercus robur, Ulmus laevis, Ulmus minor, Fraxinus excelsior oder Fraxinus angustifolia (91F0)

  • im Bereich des Warflether Arms

Bestandsüberwachung

alle 3 Jahre flächendeckende Bestandserfassung mit Dokumentation von Ausdehnung, Ausprägung, Gefährdung

Begründung der Maßnahme
Die aus der Umweltbeobachtung zur Entwicklung der Natura 2000-Schutzgüter gewonnenen Erkenntnisse dienen

  • als Beurteilungsgrundlage für die Entwicklung des Erhaltungszustands der Arten und Lebensraumtypen der Natura 2000-Gebiete speziell im Weserästuar,
  • zur Beurteilung von Wirkungszusammenhängen im Ästuar,
  • als Hinweis auf weitere erforderliche Erhaltungsmaßnahmen sowie
  • zur Effizienzkontrolle durchgeführter Erhaltungsmaßnahmen wie auch von Kohärenzsicherungs- und Kompensationsmaßnahmen.

Hinweise zur Umsetzung
Zunächst gilt es, ein erforderliches Erfassungs- und Monitoringkonzept für das Weserästuar zu erstellen, in dem die bisherigen Untersuchungsprogramme aufeinander abgestimmt und durch weitere erforderliche Untersuchungen (s.o.) ergänzt werden. Erste vorbereitende Schritte wurden hierfür bereits im Fachbeitrag 1 „Natura 2000“ bzw. Fachbeitrag 2 „WRRL“ durchgeführt. Die in der Tabelle mit „offen“ gekennzeichneten Trägerschaften für vorgeschlagene Untersuchungen sind zeitnah zwischen den Ländern Niedersachsen und Bremen zu klären bzw. zu vereinbaren.

In dieses Konzept sollten die Erkenntnisse aus den Wirkungs- und Funktionskontrollen im Zusammenhang mit Eingriffsvorhaben (z.B. Beweissicherung zur Weseranpassung) sowie aus dem BfG-Ästuarmonitoring einfließen. Um die Effizienz durchgeführter Managementmaßnahmen beurteilen zu können, sind praktikable Vorschläge für aussagefähige Untersuchungsparameter zu erarbeiten.

Für fehlende Untersuchungsprogramme bzw. -parameter müssen Partner gewonnen werden, die entsprechende Daten fachlich fundiert erheben. Dazu gehören neben den Fachbehörden, Universitäten und Forschungseinrichtungen auch die Naturschutzverbände (z.B. Fortführung der Zusammenarbeit zum Monitoring von Brut- und Gastvögeln).

Eine Abstimmung bzw. Zusammenstellung der Erkenntnisse aus den anderen Integrierten Bewirtschaftungspläne für Ästuare (Elbe / Ems) sollte ebenfalls erfolgen.

Wichtige Beteiligte

  • Naturschutzbehörden
  • Wasserwirtschaftsbehörden
  • WSV
  • Naturschutzverbände
  • Universitäten und Forschungseinrichtungen

Funktionsräumliche Ergänzungen und Konkretisierungen:

Funktionsraum 3
insb. zur Entwicklung der Laichpopulation der Finte (Alosa fallax) bei Farge

Die Teichfledermaus (Myotis dasycneme) nutzt den Funktionsraum als Nahrungshabitat. Auf ihrem Weg zur Weser nutzt sie zur Orientierung u.a. das Netz permanent wasserführender Fleete und im Vorland gelegener Pütten.

Die derzeitige Datenlage verdeutlicht ein Kenntnisdefizit bzgl. der Verbreitung der Teichfledermaus, ihres Bestands und der Einschätzung ihrer Gefährdung im Planungs- und Betrachtungsraum. Dieses Kenntnisdefizit soll durch die Erfassung und Überwachung der Teichfledermausbestände, insbesondere durch die Überprüfung der Nutzung der Uferbereiche von Sieltiefs und Stillgewässern im limnischen Bereich, reduziert werden.

> Funktionsraum 4
Die Teichfledermaus (Myotis dasycneme) nutzt den Funktionsraum als Nahrungshabitat. Auf ihrem Weg zur Weser nutzt sie zur Orientierung u.a. das Netz permanent wasserführender Fleete und im Vorland gelegener Pütten. Die Uferbereiche der Schweiburg und des Rechten Nebenarmes sowie die Priele und Sieltiefs sind potenziell als Nahrungsräume geeignet.

Die derzeitige Datenlage verdeutlicht ein Kenntnisdefizit bzgl. der Verbreitung der Teichfledermaus, ihres Bestands und der Einschätzung ihrer Gefährdung im Planungs- und Betrachtungsraum. Dieses Kenntnisdefizit soll durch die Erfassung und Überwachung der Teichfledermausbestände, insbesondere durch die Überprüfung der Nutzung der Uferbereiche von Sieltiefs und Stillgewässern im oligohalinen Bereich, reduziert werden. 

Funktionsraum 5
Die derzeitige Datenlage verdeutlicht ein Kenntnisdefizit bzgl. der Verbreitung der Teichfledermaus (Myotis dasycneme), ihres Bestands und der Einschätzung ihrer Gefährdung im Planungs- und Betrachtungsraum. Dieses Kenntnisdefizit soll durch die Erfassung und Überwachung der Teichfledermausbestände, insbesondere durch die Überprüfung der Nutzung der Uferbereiche von Sieltiefs und Stillgewässern im Funktionsraum 5 reduziert werden.

Dauerhaft überstr.mte Flachwasserbereiche in Funktionsraum 5 können als potenzielles Aufwuchsgebiet für die Finte von Bedeutung sein, die ihr Hauptlaichgebiet in der Unterweser zwischen Weser-km 20 bis 35 hat. Nach dem Schlupf bewegen sich die Larven ein Stück flussaufwärts und sammeln sich vermutlich in Uferbereichen mit geringer Strömung, in denen entsprechende Nährtiere vorhanden sind. In welchem Maße vorhandene Flachwasserbereiche als Aufwuchsgebiet von jungen Finten genutzt werden, ist nicht ausreichend geklärt.

Im Rahmen des Monitorings zu der Entwicklung der Fintenpopulation soll daher auch die Bedeutung der limnischen Nebenarme der Unterweser als Aufwuchshabitate für die Finte untersucht werden.

F1 Nationalpark Wattenmeer

F1 Nationalpark Wattenmeer

F2 Marschlandschaft an der Weser · Foto: ©Nowara

F2 Marschlandschaft an der Weser

F3 Weser Ochtummündung · Foto: ©terra-air-services

F3 Weser Ochtummündung

F4 Harriersand Strand · Foto: ©Nowara

F4 Harriersand Strand

F5 Schachblume auf der Strohauser Plate · Foto: ©Nowara

F5 Schachblume auf der Strohauser Plate

F6 Einmündung Hunte in Weser · Foto: ©terra-air-services

F6 Einmündung Hunte in Weser

F7 Lesum · Foto: ©terra-air-services

F7 Lesum